Vielschichtige Charaktere sind wichtig, aber leider nicht immer vorhanden. Wir analysieren für Euch jede Woche die bekanntesten und beliebtesten Figuren aus Filmen und Serien, wobei wir nur auf die Handlungen eingehen, wenn sie zur Erklärung unserer Eindrücke dienen. Achtung, Spoiler!
„Die Schöne und das Biest“ (im Original „La Belle et la Bête“) ist ein französisches Volksmärchen. Während die erste Version aus dem Jahr 1740 großen Wert auf die Hintergrundgeschichten der Protagonisten legte, wurden in einer gekürzten Fassung 16 Jahre später pädagogische Elemente und Tugendhaftigkeiten in den Vordergrund gestellt. Was den Plot und sämtliche Charaktereigenschaften angeht, hat sich Disney für ihren Filmklassiker der 90er Jahre bei beiden Versionen des Volksmärchens bedient und das Beste daraus gemacht: eine kluge, mutige, neugierige und wunderhübsche junge Frau wird in einem verwunschenen Schloss von einem Biest festgehalten und schafft es, das Gute hinter der schrecklichen Fassade zu sehen und mit Liebe den Fluch zu brechen.
Für die TV-Serie „Once upon a time” wurde das Märchen erneut abgeändert. Belle French (Emilie de Ravin) ist hier die Tochter eines Königs, die einen Handel mit Rumpelstilzchen (Robert Carlyle) eingeht, um ihr Land vor den Ogern zu retten. Ab sofort muss sie bis an ihr Lebensende als Dienstmädchen für ihn arbeiten. Da auch die moderne Belle sehr neugierig und abenteuerlustig ist, lebt sie nicht lange in Furcht vor dem schrecklichen Zauberer, der hier das Biest verkörpert. Sie stellt Fragen, erzählt von sich und bringt Rumpelstilzchen dazu, sein Herz für sie zu öffnen. Doch wenn es ernst wird, stößt er sie weg, was er jedes Mal aufs Neue bereut.
Im Zeichentrickfilm, der im mittelalterlichen Frankreich spielt, ist Belle für die konservativen Bewohner ihres Dorfes ein Sonderling. Die Bewohner Storybrooks hingegen vertrauen ihr, freunden sich mit ihr an und greifen gerne auf ihr Wissen zurück. Dass die Liebe ihres Lebens zumeist der Gegenspieler der Helden ist, ist für die junge Frau nicht leicht, doch trotz aller Enttäuschungen verliert sie nie den Glauben an den Mann hinter dem Biest. Das mag naiv sein, für mich zeugt es von einem tiefen Vertrauen. Für mich sind die Beiden das Traumpaar der Serie, sie ergänzen sich perfekt und machen sich gegenseitig zu den besten Versionen ihrer selbst. Belle hat sich durch die Beziehung mit Rumpelstilzchen von einem mutigen Mädchen zu einer ehrgeizigen Frau entwickelt.
Die Realverfilmung aus dem Jahr 2017 mit Emma Watson als Belle weicht im Großen und Ganzen kaum vom Zeichentrickfilm ab. Belle ist laut Gaston (Luke Evans) das schönste Mädchen ihres Dorfes, wird für ihre Klugheit verachtet und ist eine starke Frau, die sich nicht über einen Mann definieren will, dennoch sucht sie neben Abenteuern die große Liebe. Ihr Vater unterstützt ihr Wesen, dass sie von ihrer verstorbenen Mutter geerbt hat.
Emilie de Ravin ist eine sehr überzeugende Belle French. Sie stellt diesen ikonischen Charakter weder übertrieben noch zu lasch dar, sie ist wirklich in jeder aufkommenden Lebenslage perfekt. Emma Watson als Belle ist genauso überzeugend. Von ihr sind wir starke Frauen gewohnt, da auch sie eine ist. Ich muss aber zugeben, dass ich sie nicht wirklich aus der Schublade „Hermine Granger“ herausbekommen konnte.
Zusammenfassend ist „Die Schöne und das Biest“ das moralisch Wertvollste Märchen von allen. Es kommt auf die inneren Werte an, die sich entweder durch einen anderen Menschen oder durch bestimmte Umstände ändern können, wenn wir dazu bereit sind. Und das ist es, was uns definiert, nicht unsere vergangenen Taten.
Zu sehen ist „Once upon a time“ in Deutschland bei Prime Video. Eine weitere Charakteranalyse gibt es nächste Woche hier bei ScreenFlash.
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